Business Post
02/23.

Wirkungsvolle Kommunikation in 26 Schritten
ABC, Heute H wie Hilfe annehmen und Hilfe geben

Wir leben in Zeiten, in denen es uns häufig schwerfällt uns selbst und anderen Schwächen und Unzulänglichkeiten einzugestehen. Das ist es, was man tut, wenn man um Hilfe bittet. Die Öffentlichkeit in der sich viele in den sozialen Medien zeigen verschärft das Thema zusätzlich. Es geht nur noch um die schönen Seiten und Perfektion ist gefragt.

Ich habe schon öfter darüber gesprochen, dass das Bedürfnis nach Anerkennung ein sehr wirkmächtiger Faktor im Umgang mit Menschen darstellt. Besonders im beruflichen Umfeld wollen, sollen und müssen wir häufig unsere Kompetenz und Expertise unter Beweis stellen. Und da hat man sich häufig abtrainiert bei einem Anliegen oder einer Aufgabe preiszugeben, dass man Hilfe benötigt. Alleine nicht weiterzukommen – unvorstellbar für viele.

Ich muss doch zeigen und beweisen, dass ich perfekt bin – oder?
Die Gründe dafür, dass es uns in vielen Situationen schwerfällt, um Hilfe zu bitten, haben somit viel mit unserem Wunsch nach Anerkennung und mit schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit zu tun. Alle Hürden entspringen Ängsten, die unseren Blick verstellen. Dabei sieht die Realität oft ganz anders aus.

Und es könnte so einfach sein. Wir übersehen völlig und unterdrücken zusätzlich, was die eigene Erfahrung zeigen müsste: die meisten Menschen helfen gerne. Wer hilft, fühlt sich gut und gestärkt. Denn dann wird sein Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, das Glückshormone freisetzt. Es ist evolutionär in uns angelegt, anderen Menschen zu helfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine Bitte ausschlägt, ist daher sehr gering.

Indem wir dem Helfenden Wertschätzung und Vertrauen in sein Wissen und seine Fähigkeit vermitteln und uns trauen, uns ihm gegenüber zu offenbaren, erhält die Beziehung zudem eine ganz andere Qualität. Jemandem einen Gefallen zu schulden, enthält somit auch eine positive Komponente: Wir haben die Möglichkeit, eine vertrauensvolle Beziehung weiter auszubauen.

Ein Chef bzw. Vorgesetzter der seine Mitarbeitenden um Hilfe bittet, wird im Ansehen sogar steigen. Dieses Verhalten wird als Zeichen emotionaler Reife und Selbstsicherheit gewertet und steigert den Sympathiefaktor.
Ein Verkäufer, der gleich zu Beginn eines Telefongespräches, den oder die Gesprächspartnerin um Hilfe bittet, wird ganz anders wahrgenommen als der Überrumpler, der so tun will als ob er schon alles wüsste.

Halten wir mal fest: es macht uns sogar sympathischer, uns Unterstützung zu suchen. Das ist ein wissenschaftlich gut untersuchtes Phänomen. Der sogenannte „Benjamin-Franklin-Effekt“ geht auf eine Erfahrung zurück, die der Gründervater der USA gemacht hat. Er lieh sich ein Buch von einem politischen Konkurrenten aus und sandte es ihm samt einem Dankesbrief eine Woche später zurück. Daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft zwischen den früheren Rivalen.

Schauen wir mal gemeinsam, was sich für Vorteile aus der Bitte um Hilfe ergeben können:
Wir kommen schneller ans Ziel: Haben wir jemanden zur Seite, der sich gut auf einem Gebiet auskennt, benötigen wir weniger Zeit, um eine Aufgabe zu erledigen.
…und das spart auch noch viel Kraft und Energie, die wir für andere Dinge aufwenden können.

Es gibt uns die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln: Zeigt uns jemand, wie etwas geht, lernen wir dazu und vermeiden dadurch, immer wieder die gleichen Fehler zu machen.
Indem wir unsere Probleme aktiv angehen, beweisen wir Eigenverantwortung und Stärke.

Wir machen es uns nicht unnötig schwer und beugen Frustration und Stress vor.
Wir erhalten viel mehr Informationen, Daten und Fakten, wenn wir freundlich sagen: Ich benötige einmal Ihre Hilfe….

Halten wir fest für das H: Bitten wir andere um Hilfe, können wir davon auf zuvor ungeahnte Weise profitieren. Unser Leben wird leichter, die Qualität unserer Beziehungen verbessert sich, und wir beweisen Mut und Stärke.
Damit stärken wir unsere Bindungen.
Wir sind ehrlich und denken an die Menschen um uns herum, wenn wir in Betracht ziehen, dass sie etwas für uns tun können.

Das ist ein guter Anfang für eine Unterhaltung und eine wichtige soziale Fähigkeit.
Wenn uns andere helfen können, fühlen auch sie sich gut.

Zum Schluss ein schönes Zitat:
„Stark sind die Menschen, die anderen helfen, ohne etwas zurückzuverlangen.“ (Unbekannt)